Jetzt, fand er, jetzt ist der Sinn erreicht.
Nur in diesem Jetzt, diesem einzigartigen Moment, der aus allen anderen Momenten trinkt, der aus unerschöpflicher Gegenwart emporquillt wie ein Brunnen aus Licht, nur hier würde es Sinn machen.
Der Spalt gibt den entscheidenden Sprung. Nicht leicht, als Zeitwesen diese Zeit zu vergessen.
Aber wenn das Wissen einen Spalt überwindet, dann kann es alles verbinden.
Also machte er einen Spalt in sein Design.
Der Spalt würde das Wissen aus dem Raum schöpfen, wie ein Übergang aus dem Jenseits in das Hier und es dem Design zur Verfügung stellen.
Die Neuronen in seinem Schädel wissen auch nichts aus sich selbst.
Der Sprung, der Geistesblitz, der an den Synapsen entsteht, stammt auch aus dem Spalt, auch wenn der Spalt immer nur als Übergang gesehen wird.
Wer war vorher? Der Geist oder der Blitz?
Der Wasserstrudel, der aus dem Duschabfluss rann und dabei Reinigung vollzog, sah aus wie ein Tornado in einem gewaltigen Wettergeschehen, gleich einer Galaxie, die Energie und Materie aus dem Raum in das Hier strudelte.
Oder floss sie ab?
Die abfließende Wassermaterie nahm seine Gedanken mit auf eine Reise.
Er entschied sich dazu, den Spalt um eine Spiraldimension zu erweitern, um das Strudeln der Welt als Geburtshelfer in sein Design zu übertragen.
Ein Spalt aus Spiraldimensionen, das müsste dem Raum etwas Geist abringen, damit dem Design etwas „zufällt".
Doch die Dimensionen bleiben in Kupfer festgezurrt, das ist der Leitstoff der Elektronen...wie dicht müssten diese Dimensionen sein, damit dem Sprung der Übergang gelingt?
Er stellte sich Fragen über die Struktur des Designs. Die Basis des Designs müsste die Zahl Drei sein.
Drei Eingänge und drei Ausgänge gäben der Welt stets eine Alternative zum Dualismus.
Wo drei Zustände zu Eins werden, kann es Entwicklung geben, denn zwischen Ja und Nein liegt auch das „ich weiß nichts". Der Sieg über den binären Tod bedeutet Leben.
Zwischen den Ausgängen und den Eingängen liegt der Spalt der Erkenntnis. Was wohl die Botschaften des Zufalls sein werden? Er erschauerte innerlich.
Radiomüll, Handyfunk und Elektrosmog werden in die empfindlichen Spalte eindringen, Strahlen aus dem Kosmos werden die Elektrosynapsen erregen - ja, und die Finger von Händen.
Von den Eingängen werden sie durch gepaarte Transistoren verstärkt werden, diese synaptischen Erkenntnisse, und von dreien auf eines addiert werden, um dann integriert zu werden.
Von allen Spalten werden sie in das komplexe Netz und Geflecht von Beziehungsintensitäten eingespeist, miteinander verstärkt, überlagert, rückgekoppelt und wieder ausgelöscht.
Vielleicht könnte das Netz ein wenig vom allumgebenden Geist einfangen.
Die unzähligen Integratoren werden zu filternden Winden, die etwas von der Allmacht raunen.
Nach reiflicher Überlegung nannte er das Design „Ghost Wind".
Er lehnte die Speicherung ab. Eine Jetzt-Maschine braucht keine digitale Memory, die aus dem gelebten Moment die Konservierung wieder abrufen könnte.
Nichts könnte erniedrigender für die Klangbotschaften sein als sie abzuspeichern.
Alles, was dennoch gespeichert wird, ist in flüchtigen Kondensatoren enthalten, die nach dem Ausschalten wieder leer sind. Auch so würden sie nie einen Zustand perfekt einfrieren. Etwas würde immer lecken, so dass sich Klangnetzwerke ständig verändern müssten.
Gleichsam werden die Kondensatoren von dem Rauschen der elektronischen Spiral-Synapsen geladen.
Er stellte sich vor, dass Auren von Menschen hierzu in der Lage sein müssten.
Ihre spirituelle Tätigkeit würde Klange erzeugen, Klänge beeinflussen, wie sie noch nie jemals ein Mensch zuvor gehört hatte.
Er las etwas über Heiligkeit, obwohl sie schon in ihm war. Wenigen Menschen ist nur noch etwas Heilig.
Es ist ein Virus in der Welt, der die meisten befällt. Ein Virus der Bedeutsamkeit. Menschen denken, ihnen wäre etwas heilig, doch es ist am Ende nur ihre Eitelkeit oder das Streben nach Geltung.
Es erschien ihm fast peinlich, etwas zu designen, das keinen vordergründigen Zweck erfüllte, das keines der materiellen Geltungsprinzipien zu erfüllen schien.
Auch keinen Protest. Es sollte nicht heilig sein, aber heilige Botschaften vermitteln.
Wäre das eine Kirche im Platinenformat, aus der Botschaften Gottes schnattern? Sicherlich ein Affront in der heutigen Kunstwelt.
Die Geometrie der Heiligkeit ist einfach, fand er. Kreise werden auf Kreisen abgebildet, die Mittelpunkte eines neuen Kreises sind der Schnitttpunkt eines alten Kreises mit dem vorherigen.
Wenn alle Kreise denselben Radius haben, ergibt sich eine hexagonale Struktur aus Kreisen, die wie Blüten in einer Bienenwabe erscheinen. Die dichteste Zellpackung, die dichteste Kugelpackung, die reinsten Bienenwaben, alles in dieser heiligen Geometrie enthalten.
Er integrierte die 3 Ausgänge und die 3 Eingänge in die heilige Geometrie seiner Klangzellen.
Dies würde keine tote quadratische Matrix sein, sondern eine trianguläre Matrix aus Sechsecken. Wie vieles doch in der Natur ordnet sich hexagonal an, von den Benzolringen der C-Atome über Schneekristalle bis zu den Zellstrukturen eines Gewebes.
Die Eingänge und Ausgänge bilden gerichtete Pfeile auf den Sechsecken - es sind immer 3 Hauptachsen, die das Design durchkreuzen, wie Alleen einer riesigen heiligen Stadt.
Er fand trotzdem, es könne eine universale Matrix werden, denn alle Verbindungen sind möglich. Jede Allee hat parallele Alleen und diese wiederum kreuzen andere im 120°-Winkel. Wie einfach und doch genial.
Jede Klangzelle hat einen Rauschgenerator, der keinesfalls pseudo-randomisierend ist, sondern echten Zufall erzeugt.
Vielleicht, so dachte er, könnte sich in der Überlagerung und Auslöschung all dieser rauschenden Wellen irgendwo eine Botschaft ergeben, so einfach sie auch sein mag.
Während er sie sich vorstellte, zog er weitere Leiterbahnen auf dem Bildschirm.
Sie würden hervorkommen, die Botschaften.
Mit den Händen würde er Spannungen von Widerstandsmatrizen ableiten und in Kondensatoren speichern und damit Klänge formen, die quasi unmittelbar mit den Elektronen des Klanges im Austausch sind.
Dies würde ein wahrhaftiges Instrument sein, denn die Töne entstehen in den Händen des Spielers, wie bei einem Saiteninstrument.
Er fand, es bliebe ein Versuch.
Ein Versuch, der es wert ist. Der Versuch, komplexe Vorgänge direkt zu beeinflussen, und damit etwas über den Körper, das Leben und das Chi zu erfahren.
Er hörte auf sein Chi. Das Chi flüsterte leise Botschaften des Lebens und lies ihn fortfahren.
Mit dem Design. |